Mein zweites Buch: „Das Echo der Farben“

 In Allgemein

Zugegeben, der Hochsommer ist nicht gerade die beste Jahreszeit, um ein neues Buch vorzustellen. Aber als irgendwann im Juni endlich das neue Cover fertig war, wollte ich einfach nicht länger warten. „Das Echo der Farben“ war reif für die Veröffentlichung (zur Entstehungsgeschichte habe ich hier bereits geschrieben) und ich gespannt auf die neuen Erfahrungen.

Startschwierigkeiten inklusive

Für das eBook wollte ich diesmal einen Exklusiv-Deal mit Amazon probieren, um zu sehen, ob mir die Option, das eBook schon ein, zwei Wochen vor dem Veröffentlichungstermin als vorbestellbar einzustellen, Vorteile zum Verkaufsstart bringen kann. Wenn bereits hundert Menschen vorbestellen, würde das eBook vom Start weg höher ins Verkaufsranking einsteigen.
So weit die Theorie.
In der Praxis bestellt bestenfalls die eigene Social-Media-Community einen Erzählungsband vor. Und davon auch nur die sehr großen Fans, die das eBook schon lesen wollen, bevor sie das Taschenbuch kaufen können.

Amazons Verfügbarkeiten

In meinem Fall waren Taschenbuch und Hardcover bereits vor dem eBook verfügbar. Nicht aber direkt bei Amazon. Dort hieß es immer wieder, die Bücher seien nur über Drittanbieter bestellbar – die natürlich Versandkosten erhoben. Außerdem läge die Lieferzeit bei 2-4 Wochen! Bei Amazon selbst könne man die Bücher ebenfalls bestellen, man erhielte dann eine Nachricht, sobald sie verfügbar seien. Solange könne man aber natürlich noch ein Abo für Kindle Unlimited abschließen und den Titel dort kostenlos lesen.
So hatte ich mir meinen Exklusiv-Deal mit Amazon nicht vorgestellt!

Verkäufe? Was für Verkäufe?

Hartnäckig bestellte ich selbst meine Prints über Amazon. Teils um die Lieferzeit zu testen, teils um endlich die Maschinerie in gang zu setzen. Denn laut Verzeichnis lieferbarer Bücher ist „Das Echo der Farben“ in beiden Print-Formaten bereits seit Ende Juni erhältlich. Zu dem Zeitpunkt waren die Bücher im Amazon-Shop noch gar nicht eingebunden. Interessant war auch, dass die über Amazon erfolgten Bestellungen meines Hardcovers über Wochen nicht ins Verkaufsranking einflossen. „Das Echo der Farben“ in gebundener Version stieg irgendwo auf Platz 40.000 ein und sank dann in gleichmäßiger Kurve auf Platz 1.100.000.

Träger Algorithmus

Auf Nachfrage beim Amazon-Autorenservice erfuhr ich, einzelne Verkäufe hätten keinen Einfluss auf das Ranking, gerade auf den vorderen Plätzen würden 10 Verkäufe oft nicht mal eine Bewegung der Platzierung auslösen. Klar, in den Top 100 mag das so sein. Auf fünf- oder sechsstelligen Rängen reicht aber ein einziger Verkauf für einen Ausschlag  auf der Kurve. Die Kurve von „Dein Weg, meine Liebe“ verläuft seit Monaten im Zickzack, während „Das Echo der Farben“ trotz nachweislich über Amazon erfolgten Verkäufen sank und sank. Erst drei Wochen nach ET verzeichnete Amazon beim Hardcover „Das Echo der Farben“ den ersten Verkauf (1 Buch!), der den Titel von Platz 1.145.223 auf Platz 51.206 katapultierte.

Priorität Y

Derweil zog sich das Spiel mit der angeblichen langen Lieferzeit oder Nicht-Verfügbarkeit der Print-Bücher bis weit in den Juli hinein. Mit Stand heute kann ich endlich sagen: „Das Echo der Farben“ ist bei Amazon auf Lager und ohne Versandkosten direkt zu bestellen. Mit etwas Glück beim Postversand (oder für Prime-Kunden) ist es dann am nächsten Tag im Briefkasten. Aus dieser zweiten Veröffentlichung habe ich vor allem gelernt, dass kleine Selfpublisher auch bei Amazon Priorität Y haben. Es gibt niemanden, der sich dafür einsetzt, dass ein neues Buch exponiert angeboten wird. Alles wird dem Algorithmus überlassen, der träge ist und langsam lernt. Ich weiß nicht, ob „Das Echo der Farben“ jemals irgendwo als Neuerscheinung auftauchte. Falls ja, dürfte es nicht viel gebracht haben, denn die Hinweise zur Lieferzeit/Verfügbarkeit dürften reichlich abschreckend gewirkt haben.

Der eigene Weg ist der schwierigste …

Foto eines Artikels über Alizée Korte und ihr zweites Buch "Das Echo der Farben" in der "Rheinischen Post" vom 18. Juli 2018.

Artikel über mich und „Das Echo der Farben“ in der „Rheinischen Post“ vom 18. Juli 2018

Da „Das Echo der Farben“ als eBook drei Monate nur bei Amazon erhältlich ist, greifen Kunden anderer Shops auf die Print-Bücher zurück. Dass ich einen Monat nach offiziellem ET fünfmal so viele Prints wie eBooks verkaufen würde, hätte ich nicht erwartet. Tatsächlich sehe ich bei myBoD, dass teilweise an einem Tag zwanzig Taschenbücher bestellt werden. Das ist nach allen Anlaufschwierigkeiten tatsächlich mal eine positive Überraschung.

… aber auch der einzig wahre!

Aus diesen ganzen neuen Erfahrungen nehme ich mit, dass das Publizieren im Selfpublishing per se schwierig ist. Ob BoD oder Amazon – wirklich unterstützt wird man erst, wenn man viel verkauft. Wir man es schafft, viel zu verkaufen, bleibt jedem selbst überlassen. Es gibt Selfpublisher, die sich eine große Community aufgebaut haben. Das sind vornehmlich Leserinnen und Leser, die im stationären Buchhandel kaum finden, was sie gern lesen möchten und deshalb offen sind, ihre Lektüre über andere Kanäle zu beziehen. Ich dagegen bediene keine Nische. Meine Bücher hätten – so die Einschätzung der wenigen Buchhändlerinnen, die sich bisher die Mühe gemacht haben, sie zu lesen – genauso gut in einem Publikumsverlag erscheinen können. Zumindest sprechen sie eher Buchhandlungskäufer*innen an als Menschen, die liebende Milliardäre oder experimentelle Genremixe online bestellen.

Träume und Realität

Natürlich wäre es schön, wenn Buchhändler offener wären und mehr Menschen die Möglichkeit hätten, meine Bücher kennenzulernen. Oder wenn Verlage mehr Interesse daran hätten, deutschsprachige Autorinnen und Autoren zu entdecken und aufzubauen. Aber die Welt ist nun mal, wie sie ist. Ich versuche, weniger zu suchen und mehr zu finden. Mich selbst zu verändern und weiterzuentwickeln, statt darauf zu hoffen, dass es andere tun.

In diesem Sinne.

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