Die Selfpublisherin und der Buchhandel

 

Das Geschäft mit Büchern
Das Internet boomt. Denn viele Menschen kaufen ihre Bücher online. eBooks erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Immer mehr Autoren schreiben nur für eBook-Käufer und publizieren beispielsweise direkt bei Amazon KDP (Kindle direct publishing) oder auf Publishing-Plattformen wie von Thalia.de. Daraus ergeben sich für viele Autorinnen und Autoren lukrative Geschäfte. Diese täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass der größte Umsatz mit Büchern woanders gemacht wird: im Buchhandel.

 

Mafia-Methoden

Im Jahr 2016 wurden in Deutschland laut „Börsenblatt“ 9,28 Mrd. Euro mit Büchern umgesetzt*. Damit ist der deutsche Buchmarkt größer als die hiesige Musikindustrie, die Filmwirtschaft und die Games- und Computerspielbranche zusammen genommen. Der größte Teil des Umsatzes mit Büchern, nämlich 47,3 Prozent (für die Nicht-Mathematiker: Das entspricht 4,39 Mrd Euro) entfiel auf den Sortimentsbuchhandel. In diesem wiederum dominieren inzwischen die großen Ketten das Geschäft, unabhängige, kleine Buchhandlungen haben es zunehmend schwer. Unlängst erschien in der F.A.Z. ein Artikel zu den Mafia-Methoden von Thalia gegenüber kleineren Wettbewerbern. So schockierend es sich liest, so wenig außergewöhnlich sind doch diese Methoden. Unzählige Markenartikler können davon ebenfalls ein Lied singen, wurden sie doch über Jahre hinweg durch die Einführung so genannter Handelsmarken aus den Regalen von real, Rewe, Lidl & Co. verdrängt.

 

Keine bedrohte Art

„Dein Weg, meine Liebe“ im Regal einer unabhängigen Buchhandlung

Zurück zum Buchhandel. Im Jahr 2016 entfielen 18,2 Prozent des gesamten Umsatzes mit Büchern auf den Online-Buchhandel. Das sind 1,69 Mrd Euro und immerhin 5,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Das bedeutet: die Konkurrenz für den stationären Buchhandel wächst. Aber nicht so schnell. Gedruckte Bücher sind keine bedrohte Art. Und wer mit seinem Buch ein breites Publikum erreichen möchte, kommt um den Buchhandel nicht herum.

Als ich die Veröffentlichung meines Romans „Dein Weg, meine Liebe“ plante, musste ich mich entscheiden zwischen der optimalen Präsentation des Titels bei Amazon (ein Servicepaket, von dem nur KDP-Autoren profitieren) oder einer breiten Verfügbarkeit, die keine einzelne Handelsplattform präferiert.

 

Amazon vs. Buchhandel

Über das Verhältnis deutscher Autoren gegenüber Amazon wird immer wieder leidenschaftlich gestritten. Noch auf der Frankfurter Buchmesse 2017 wurde Protest gegen den globalen Riesen formuliert. Was den nicht juckt, da der Buchhandel nicht die einzige Branche ist, die Amazon angreift. Die F.A.Z. hat dazu nach einem Besuch im Amazon-Hauptquartier einen interessanten Artikel  geschrieben. Wie viele Rechte man als Autor einer gesichtslosen, globalen Plattform wie Amazon überlässt und wie weit man sich auf eine neue, disruptive Art des Buchvertriebs einlässt, das muss jeder Autor und jede Autorin für sich entscheiden. Ich für meinen Teil wollte meine Buchveröffentlichung nicht ohne den Buchhandel angehen. Dies war ein wesentliches Argument, warum ich mich für BoD entschied.

 

Überall verfügbar, nirgends vorrätig

Alle BoD-Bücher sind im Verzeichnis lieferbarer Bücher gelistet und über Großhändler zu beziehen. Da erst auf Nachfrage gedruckt wird, dauert die Lieferung an Buchhandlungen in der Regel drei Tage. Im Rahmen seiner Autorenservices bietet BoD spezielle Kooperationen mit dem stationären Buchhandel. Zum Beispiel mit den Wortwerke Buchhandlungen. Darüber hinaus können Autoren fünf BoD-Partner-Buchhandlungen aus einem bestimmten Postleitzahlbereich mit ihrem Buch beglücken. Die ausgewählten Buchhandlungen erhalten je ein Leseexemplar und können dann entscheiden, ob sie dieses Buch für ihr Sortiment bestellen möchten. Dieses Angebot habe ich genutzt. Dabei wählte ich im ersten Paket Buchhandlungen aus meinem Postleitzahlbereich aus. Im zweiten dann Buchhandlungen aus Heidelberg und Mannheim, wo „Dein Weg, meine Liebe“ bekanntlich spielt.

 

„Woher soll ich wissen, ob das gut ist?“

Foto: Ansgar Barbers, Korschenbroich

„Dein Weg, meine Liebe“ in der Auslage neben Jojo Moyes

Meine Erfahrung nach Telefonaten mit diesen zehn Partner-Buchhandlungen? Ich sage es mal so: Nicht jeder, der offen für neue Talente sein will, ist auch tatsächlich offen für neue Talente. Das liegt schon in der Natur des Arbeitsalltags in einer Buchhandlung. Die Ankunft von unverlangten Leseexemplaren führt nicht zu gesteigertem Interesse. Ein Buch mehr für den Stapel, den man sich irgendwann mal anschauen kann –  wenn Zeit ist. Ein Buch einer unbekannten Selfpublisherin ins Verkaufsregal zu stellen, stößt darüber hinaus auf Skepsis. „Woher soll ich wissen, ob das gut ist?“, fragte mich eine Buchhändlerin. Ja, woher weiß sie es denn sonst? Ein Blick auf den Titel, ein zweiter auf den Klappentext, ein dritter auf die ersten Seiten? Tatsächlich muss in vielen Fällen ein einziger Blick genügen: der aufs Verlagslogo. Mit der eigenen Urteilskraft, dem viel gepriesenen Gespür, ist es nicht weit her. Das Verlagslogo suggeriert bereits, dass es „grundsätzlich in Ordnung“ ist, dieses Buch zum Verkauf anzubieten. Bei Selfpublishern müsste man sich tatsächlich eine eigene Meinung bilden. Das birgt ein Risiko. Und dieses Risiko möchte nicht jeder eingehen.

 

Auf der Suche nach dem Geheimtipp

Foto: Sabine Klchner, Mannheim

„Dein Weg, meine Liebe“ im Schaufenster einer Mannheimer Buchhandlung

Die gute Nachricht: Es gibt sie doch. Die unabhängigen Buchhändler, die auf der Suche nach dem ultimativen Geheimtipp für ihre Kundschaft bereit sein, das Werk einer unbekannten Selfpublisherin in die Hand zu nehmen. Ich hatte das große Glück, dass ein freundlicher Buchhändler aus Korschenbroich mein Buch testweise direkt in die Auslage legte – neben Jojo Moyes! Und darüber hinaus empfahl er es einer ortsansässigen Buchbloggerin, damit sie es bespricht. Vielen Dank dafür!

 

Lesung in Mannheim-Wallstadt?

Eine Buchhändlerin aus Mannheim-Wallstadt bestellte gleich zehn Exemplare und dekorierte sie in der Schaufensterauslage. Sie empfiehlt ihren Kunden gern Bücher, die in der Gegend spielen und auch gern Autoren, die sie persönlich kennt. Sollte ich 2018 Zeit für Lesungen finden, wäre die Buchhandlung von Max Kelchner eine meiner ersten Anlaufstellen.

Ich bin sehr gespannt, welche Erfahrungen ich noch mit dem Buchhandel machen werde, und ich bin für jeden Tipp dankbar, der mir eine (oder mehrere) Türen öffnet.

 

Persönliche Empfehlungen

Auf Instagram warb dieser Tage eine Kölner Buchhandlung mit ihrer Unabhängigkeit. Ihren Kunden würden ausschließlich Bücher empfohlen, die den Buchhändlerinnen selbst gefallen. Ob dieses für Buchblogger passende Konzept auch im Buchhandel erfolgsversprechend ist, sei dahingestellt. Im Zweifelsfall möchte ich als Kundin vielleicht doch lieber eine Empfehlung, die mir gefällt, nicht der Buchhändlerin. Aber gut. Ich schrieb die entdeckungsfreudigen Buchhändlerinnen an, ob sie denn wohl mein Buch empfehlen würden. Beim Stichwort Selfpublisherin gingen sie auf Distanz. Ich könne es ja mal schicken. Aber wenn es nicht überzeugt, würden sie es auch nicht empfehlen. Ich sagte, okay, ich möchte nur sicher gehen, dass ich es nicht schicke, und niemand liest es, denn ich muss jedes Buch selbst kaufen. Sie mögen mir also eine Person nennen, der ich es schicken kann und die es lesen und mir ein Feedback geben wird. Ich habe nie wieder von den netten Buchhändlerinnen gehört.

* Das „Börsenblatt“ gibt jährlich ein aufschlussreiches Plakat mit Zahlen zum deutschen Buchmarkt heraus. Einige davon habe ich in diesem Artikel genannt. Das Plakat gibt es hier zum Download.

 

Erwähnte Links

FAZ-Artikel vom 7.9.2017: „Das Amazon-Imperium: Wo Zukunft gemacht wird

FAZ-Artikel vom 30.10.2017: „Kommentar zu Thalia: Traditionshaus mit Mafia-Methoden

BoD Autorenservices Buchhandelspräsenz

Buchhandlung Ansgar Barbers in Korschenbroich

Buchhandlung Mannheim-Wallstadt

„Dein Weg, meine Liebe“ jetzt bestellen:

Amazon

Von Alizée Korte | Datum: 26.11.2017

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Buch - Dein Weg, meine Liebe von Alizée KorteBuch - Dein Weg, meine Liebe von Alizée Korte