Ein paar Worte über Erfolg

 

Mein Roman „Dein Weg, meine Liebe“ ist nicht mehr neu im Buchmarkt. Erstmals erschienen im Oktober 2017 und in der zweiten Auflage publiziert im Dezember, kann es sich nicht mehr Neuerscheinung nennen. Dort, wo es bisher in Buchhandlungen erhältlich war, weicht es nun den Neuerscheinungen 2018. Freunde und Kollegen fragen mich dieser Tage vermehrt, wie es denn so läuft. Super!, antworte ich dann. Ob ich zufrieden sei, mit meinem Erfolg. Da zucke ich dann meist kurz.

Denn: Was heißt „zufrieden“? Ist das der Punkt, an dem man aufhört, sich anzustrengen, weil einem das Erreichte genügt? Ist Zufriedenheit das Gegenteil von Ehrgeiz? Und was ist überhaupt  „Erfolg“? Woran macht man ihn fest? Wann hat man ihn? Welchen Preis ist man bereit, für Erfolg zu zahlen?

 

Bin ich zufrieden?

Nach 47 Jahren auf diesem Planeten glaube ich, dass ich jemand bin, der zwar nicht perfektionistisch ist, aber doch zu ehrgeizig, um sich auf bereits Erreichtem auszuruhen. Wenn ich etwas geschafft habe, freue ich mich, aber ich halte gleichzeitig schon Ausschau nach der nächsten Stufe. In den vergangenen vier Monaten bin ich etliche Stufen hinauf gekrabbelt. Ich habe das Gefühl, dass es aufwärts geht, aber ich habe keine Ahnung, was mich oben erwartet. Glück? Reichtum? Bewunderung? Realistisch betrachtet: nein. Aber vielleicht ist die Aussicht schön. Vielleicht erfüllt mich auch nur der Blick auf all die zurückgelegten Stufen eines Tages mit Stolz.

 

Was ist Erfolg?

Und was ist nun Erfolg? Ein Platz auf der Bestsellerliste? Das Lob der F.A.Z.? Ein Verlagsvertrag? Genug Einkünfte, um keinen anderen Job mehr zu brauchen? Wenigstens 10.000 Bücher verkaufen? Oder 5.000?

Ich stelle fest, dass man Erfolg sehr unterschiedlich definieren kann – und dass wir Gefahr laufen, dass, egal, welchen Erfolg wir haben, es uns nie genug sein wird. Weil wir uns vergleichen.  Weil wir uns nicht zufriedengeben.

Meinem Protagonisten Etienne Jeancour habe ich diese Worte in den Mund gelegt: „Wenn unser ganzes Denken nur auf ein entferntes Ziel fixiert ist, werden wir auf dem Weg dorthin nie so gut sein, wie wir sein könnten. Durch unsere Scheuklappen werden wir allerhand gute Gelegenheiten verpassen.“

 

Erkenntnisse aus dem Januar

Das Leben verläuft nicht geradlinig. Natürlich wünsche ich mir, dass möglichst viele Menschen „Dein Weg, meine Liebe“ entdecken und genießen. Aber unter den Bedingungen, unter denen ich starte, sind mir Grenzen gesetzt. Von Bestsellerliste und F.A.Z. zu träumen, bringt mich dem Ziel nicht näher, lässt mich aber sicherlich allerhand gute Gelegenheiten verpassen.

Der Januar gilt allgemein als Saure-Gurken-Zeit. Nicht nur im Buchhandel. Aber auch dort macht es sich bemerkbar, dass die Menschen zwar lesen, jedoch in erster Linie ihre zu Weihnachten geschenkten Bücher. Verglichen mit dem Weihnachtsmonat sind die Buchverkäufe im Januar eher jämmerlich. Und gejammert wird darüber reichlich, insbesondere von Autoren.

Als intensive Facebook-Nutzerin ist mir aufgefallen, wie viele Autorinnen und Autoren im Januar ihre Tätigkeit aufgeben wollten oder aufgegeben haben. „Ich tu mir das nicht mehr an“ und „Bringt ja eh alles nichts“, war da zu lesen. Gefolgt von teilweise Hunderten von Kommentaren, die Bedauern äußerten, Mut zusprachen oder zum Weitermachen animierten.

 

Der Glaube, es verdient zu haben

Die Argumente, teils explizit formuliert, teils zwischen den Zeilen zu lesen:

  • das eigene Buch verkauft sich schlecht
  • das eigene Buch verkauft sich gut, wird aber als Trash bewertet
  • die Anstrengungen für die Bewerbung lohnen nicht
  • das Buch hat zu wenig Rezensionen (oder zu schlechte)
  • die Community in Social Media war nicht so groß/so aktiv/so engagiert wie erhofft
  •  es gab harte, teils unfaire Kritik.

Mir ist aufgefallen, dass da Menschen verzweifeln, die, aus meiner Perspektive betrachtet, zumindest deutlich erfolgreicher sind als ich. Sie haben mehr Bücher verkauft, mehr positive Bewertungen zu ihren Büchern und größere Reichweite in Social Media. Das hat mir deutlich gemacht: die Verzweiflung und die Unzufriedenheit hängen nicht an äußerem Erfolg! Es ist unsere ganz persönliche Art, mit Erwartungen umzugehen. Erwarten wir zu viel, sind wir enttäuscht. Wir könnten einfach weniger erwarten. Oder gar nichts. Aber natürlich sind wir keine buddhistischen Mönche. Irgendetwas erwarten wir immer. Und entsprechend werden wir enttäuscht. Aber wie wir mit unserer Enttäuschung umgehen, zeigt, was für ein Mensch wir sind.

 

Wider den Depress

Ich glaube, ich bin jemand, den viele Enttäuschungen mittelfristig depressiv machen würden. Deshalb überlege ich mir im Vorfeld genau, welche Erwartungen ich an meine eigenen Bemühungen knüpfe. Wenn ich dann enttäuscht werde, versuche ich aus Fehlern zu lernen und wiederhole meine Bemühungen. Aber wenn ich merke, dass ich trotzdem nicht weiterkomme, ändere ich meine Herangehensweise. Wer immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand rennt, demoliert nicht die Mauer, sondern den eigenen Schädel. Mitunter lohnt es sich, einen Moment neben der Mauer zu verweilen und darüber nachzudenken, welche alternativen Wege ebenfalls zum Ziel führen könnten. Oder ob das Ziel das Richtige für einen ist.

 

Neid und Verbitterung

Es tut weh zu sehen, wie viele Autorinnen und Autoren entweder verbittern oder – aus reiner Gewohnheit – immer weiter mit dem Kopf gegen die Mauer rennen. Es gibt so viele Textschaffende, die mehr Aufmerksamkeit und mehr Anerkennung bekommen, als man selbst. Teils lässt sich nicht einmal nachvollziehen, warum das so ist. Auf Amazon treiben Betrüger ihr Unwesen, die eBooks auf 1.000 Seiten aufblähen, irgendwie dafür sorgen, dass schon beim ersten Öffnen der Cursor auf Seite 1.000 springt, und dann von Kindle Unlimited das Geld für 1.000 gelesene Seiten einstreichen. Andere sind legal unterwegs, veröffentlichen jeden Monat ein Buch, obwohl man eigentlich nur eins gelesen haben müsste, um den Inhalt von allen zu kennen, und steigen mit jedem neuen bereits direkt in die Top 100 ein. Einige Autorinnen – so mein Eindruck – beschäftigen sich auf Facebook mehr darüber, sich über diese Phänomene auszukotzen, als mit ihrer eigenen Arbeit.

Die Vergleichsfalle

Natürlich ist das alles nur menschlich. Wir vergleichen uns mit anderen, und plötzlich scheint unser Erfolg von Zahlen abzuhängen. Wir denken, wir hätten es verdient, wenigstens ebenso erfolgreich zu sein, wie der Nachbar. (Neid war schon immer die Kehrseite des Erfolgs.) Dann, so flüstert das Teufelchen in uns, wären wir auch glücklich. Die Wahrheit ist: Wir wären genauso unglücklich, wie jetzt. Denn irgendwo ist immer jemand, der mehr Fans hat, mehr Likes, mehr Rezis, mehr verkaufte Bücher. Sogar Bestsellerautoren können unglücklich sein – weil sie von renommierten Kritikern verrissen werden, weil das neue Buch nicht an den Erfolg der früheren anknüpft, weil der Druck, etwas Erfolgreiches schreiben zu müssen, die Kreativität erstickt.

 

Dein Leben ist super

Vielleicht ist es so, dass Erfolg eigentlich gar nicht existiert. Die interessantere Frage ist, ob wir uns erfolgreich fühlen. Vor einigen Monaten machte auf Twitter ein Meme zum Thema Depressionen die Runde. Viele Betroffene sahen sich mit Reaktionen konfrontiert wie: Warum hast du Depressionen, dein Leben ist doch super? Dieser Spruch wurde von einer Betroffenen verglichen mit: Warum hast du Asthma, hier ist doch ist doch genug Luft zum Atmen?

Die Depression steckt in uns, und selbst in der kurzen Zeit, die ich als Autorin in den Sozialen Medien aktiv bin, hat mir gezeigt, dass ich nicht in Depress und Enttäuschung versinken möchte.

 

Die persönliche Definition von Erfolg

Bin ich zufrieden mit meinem Erfolg? Ich würde sagen, ich weiß zu schätzen und zu genießen, was bisher geschah: Menschen haben mir Vertrauen entgegengebracht, mein Buch gelesen, genossen, rezensiert, weiterempfohlen. Dafür bin ich dankbar und das mache ich mir auch immer wieder gern bewusst. Gleichzeitig sehe ich auch die nächsten Stufen vor mir, die ich gern erklimmen möchte: Die Mini-Lesereise in Ostdeutschland und der Besuch der Leipziger Buchmesse. Es macht mich zufrieden, dass der Weg, den ich eingeschlagen habe, keine Sackgasse ist.

 

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Von Alizée Korte | Datum: 17.02.2018

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